Ausgeflogen Kult(o)ur Lies mal wieder Live

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1Live Klubbing - Mike Litt mit Markus Berges

Mädelssonntagnachmittag – mit meiner ältesten Tochter unterwegs in Köln zum Radiolesestündchen bei 1Live, dem jungen, frechen Sender des WDR. Dem „einsamsten DJ der Welt“ könnte vielleicht ein wenig Gesellschaft nicht schaden. Auch wir sind neugierig genug, hinter die Radiokulissen zu schauen und nebenbei noch etwas über „Die Köchin von Bob Dylan“ zu erfahren.

„Klubbing – Beats zwischen Buchdeckeln“ heißt das Format des Mike Litt (besagtem einsamsten DJ). In seiner Sendung erfragt er sich Hintergründe eines aktuellen Buches und lässt dessen Autor Kostproben daraus vorlesen, das Ganze wird mit DJ-Sets garniert. Aufgezeichnet wird live mit Publikum ab 16:00 Uhr und direkt abends ab 21:00 Uhr gesendet – Sonntag für Sonntag. Später gibt es diese Radiolesung dann noch als Podcast zum (wiederholten) Nachhören, dabei allerdings um die Musik bereinigt. Etliche interessante Klubbing-Buchvorstellungen gibt es bereits.

Der kleine Saal im 1Live-Haus im Herzen Kölns bietet Platz für (grob geschätzt) vielleicht 50 Zuhörer. Der Raum ist mit schwarzen Vorhängen abgedunkelt, rote und blaue Leuchten und ein großer Monitor bringen etwas Licht ins Dunkel. Eine rote LED-Anzeige taktet gnadenlos die verrinnende Zeit – sekundengenau. Mike Litt gibt uns, dem Publikum, eine kurze Einweisung: freundlicher Applaus mache die Sendung lebendiger und wird gern gehört, die musikalischen Unterbrechungen können für die wichtigen Dinge des Lebens (Reden, Lachen, Beine vertreten, Getränke organisieren etc.) genutzt werden. Wir müssen also keine ganze Stunde absolut still verharren. Alles sehr relaxed. :) Eine angenehme Sonntagnachmittagslesestunde, wir werden in Zukunft die Termine im Blick halten.

Heute ist Markus Berges zu Gast, dem ein oder anderen vielleicht als Sänger, Gitarrist und Songschreiber der Band Erdmöbel bekannt sein. Inwieweit nun jemand, der sonst taktvoll mit nur wenigen Worten große Geschichten zum Klingen bringt, auch als Schriftsteller großer Romane taugt, darauf wird Markus Berges hier und jetzt im Radio eine Antwort geben. Na ja und diese ist ziemlich fesselnd und kurzweilig. Von der ersten Idee bis zum Erscheinen des Buches war es ein langer Prozess. Zu hören, jemand kenne die Köchin Bob Dylans, blieb im Hinterkopf und zeigte Wirkung. Es folgen vier Jahre Recherche, Reisen, Gedanken sammeln und sortieren, diese Geschichte wachsen und reifen lassen. Dann sind da noch eigene familiäre Erfahrungen, die ihn bei diesem Roman geleitet haben, jedoch ohne dass das Werk autobiografische Züge trägt.

Wir stellen fest, dass man Markus Berges nicht nur gut singen hören kann. Auch seinem Erzählen und Vorlesen ist angenehm zu lauschen. Moderator Mike Litt begleitet den Autor gut informiert, aber auch erfrischend neugierig bei diesem Blick ins Buch. Und wir werden mitgenommen auf eine Reise im Jetzt, eine Reise zu den Wurzeln; der Weg führt aus der Küche satter Zeiten zum Hungeralltag der Vergangenheit, einer Zeit, die wir heute nur allzu gerne verdrängen. Hört einfach mal in den Klubbing-Podcast zum Buch rein.

Uns machen diese Kostproben auf jeden Fall Appetit auf mehr und nach der Sendung gibt es – wie sollte es anders sein – Gelegenheit den Roman zu kaufen. Beinahe aber verpassen wir den Moment, denn der Autor baut sehr dezent einige wenige Exemplare auf einem kleinen Tisch auf und packt sie, während das Publikum vornehm zurückhaltend auf ein Signal wartet (vielleicht in der Art „Der Basar ist eröffnet“ oder so ;) ), kurze Zeit später wieder in die Tasche. Oh, jetzt aber schnell … wie gesagt, beinahe …

Jetzt heißt es nur noch lesen, dann kann ich Euch meine 5 Cent zu den inneren Werten des Romans schreiben. Was mich bei diesem Buch aber bereits auf den ersten Griff überzeugt, sind die Äußerlichkeiten. Die feine Struktur eines Naturpapiers als Schutzumschlag fühlt sich so was von angenehm an – die Finger lesen ja immer auch mit – und es sieht dazu noch sehr wertig aus. Das kann lange nicht jedes Buch von sich behaupten. — Fortsetzung folgt!

Nachtrag: Ach ja, da fällt mir noch ein: Wer ebenfalls an einer Lesung zu diesem Buch interessiert ist, der hat am 12. April 2016, 19:30 Uhr, im Literaturhaus Köln Gelegenheit dazu.

Markus Berges – Die Köchin von Bob Dylan

3 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Ingrid sagt:

    Da sieht man: wer musikalisch kreativ ist, ist es auch auf anderen Gebieten. Es klingt interessant … vielleicht berichtest du ja noch darüber.
    Liebe Grüße, Ingrid

    1. Eva sagt:

      Die Termine der Sendung Klubbing solltest Du mal im Auge halten. Sehr interessante Autoren und Werke werden hier von Mike Litt auf angenehme Art be- bzw. hinterfragt. Kann man ja bequem im Radio, per Podcast oder – sehr angenehm – live im Sender verfolgen. Kostet nix, außer der Anfahrt. Anmeldung funktioniert entweder telefonisch oder auch übers Web. Bei dem ein oder anderen Autor gehört sicher ein Quentchen Glück dazu, auf die Gästeliste zu kommen.

      Markus Berges hat übrigens Germanistik studiert. Seine Songtexte, bzw. generell das Schaffen der Band Erdmöbel, werden im Feuilleton namhafter Medien immer in höchsten Tönen gelobt. Ich bin zwar durch Erdmöbel, die wir heiß und innig lieben, und den Namen Markus Berges auf das Buch aufmerksam geworden, aber letztlich hat mich die Kurzbeschreibung neugierig gemacht. Das Buch ist kein Werk eines Musikers über einen (berühmten) Musiker, wie der Titel evtl. vermuten lässt, sondern berührt auf ganz anderer Ebene mit seinem Bezug zur Vergangenheit ein präsentes Thema unserer heutigen Zeit. Ein Drittel des Buches habe ich an einem Abend verschlungen. Leider ist diese Woche gespickt mit abendlichen Terminen, so dass ich es wohl erst am kommenden Wochenende weiterlesen kann. Auf jeden Fall werde ich berichten.
      Liebe Grüße nach Köln
      Eva

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