Ausgeflogen

Schlickschlittenrennen Wältmeisterschaft

2. Reisetag – 21. Juli 2012 (Teil II)

Es war ein Tag am Meer wie er im Buche steht. Sonne und Wolken wechselten sich ab, ein wundervoll rauer Nordseewind wehte übern Deich – ziemlich frisch zwar, aber Jacken sollte man am Meer ja sowieso immer griffbereit haben. Nachdem sich das Meer im Laufe des Nachmittags dezent aus der großen Wattarena zurückgezogen hatte, konnten die Ostfriesischen Wattspiele und die 29. Krumhörn-Greetsieler Wältmeisterschaft im Schlickschlittenrennen ihren Lauf nehmen.

Wer wollte bekam gleich zu Beginn die Gelegenheit, einen oder auch zwei dieser wundervoll farbenfrohen Hochleistungs-Schlickschlitten zu ersteigern; das alles natürlich für einen guten Zweck. Neben Sport, Spiel, Gemeinschaftssinn und Spaß wird durch diese Veranstaltung nämlich auch die Niedersächsische Krebsgesellschaft e. V. gefördert – Letztere finanziell.

Mit heißen Samba-Rhythmen brachte die Samba-Gruppe „Absurdo“ einen Hauch von Rio an die Nordseeküste und heizte trotz frischer Brise ganz schön ein. Das ging den vielen Besuchern ganz schnell durch die Ohren ins Herz und in die Beine

und sorgte für eine gute ausgelassene Grundstimmung als dann die Teams nacheinander über die Deichkrone in die Wattarena einliefen (in der Reihenfolge ihres Erscheinens): Team Indien, Kartbahn Brokmerland, Team Maffiosi, Die Signoritas, Die Rollatoren, Auerke Schwetfoten, Harzer Brocken Schubser, Die fürchterbaren Hornsieker Landratten, Schlickfreeters, Lüttje Lenneper Schlickwichters, Die Prieltaucher, De Plattfooten, Team Waterhörn, Dwarsloopers, Flying Minna’s, Kikonen, Kathalanen, Team Rathaus, Wattikan, Heavy Fuel Dreamboys and some girls, “Sechs Richtige”, SV Tergast Damen, Die Glorreichen, Wattvampire, Watthexen und Watt’n Wunda.

Alle waren kostümiert – die Veranstaltung trägt nicht umsonst den Nebentitel „Karneval im Watt“ und so wurde  neben den sportlichen Höchstleistungen auch die beste Kostümierung prämiert. Nun ja und wo Karneval gefeiert wird, da können natürlich die Rheinländer nicht weit sein … zwei Kölner Teams beteiligten sich ebenfalls an diesem etwas anderen Frohsinn: Kikonen und Kathalanen. Ihr erkennt sie auf den Fotos der Galerie an den blau- oder rot-weißen Ringeltrikots, Krone und Deutschlandflagge.

Das Krumhörner Watt ist mit einer dicken Schicht wabbelig matschigem schwarzen Schlick bedeckt. Wer hier schon mal wattgewandert ist weiß, dass das zum einen sehr rutschig sein kann und dass man zum anderen aber auch schon mal mit den Füßen „kleben“ bleibt. Hie und da lassen Wattwurmsucher ein tieferes Loch im festen Untergrund zurück, dass man dank Schlick aber nicht sehen nur erspüren kann … ;-) Immer wieder zwickt’s unter den Füßen oder winzig kleine Tierchen kitzeln auf den mit Schlamm bedeckten Hautpartien. Wer also unter solchen Bedingungen wirklich sehr gute sportliche Leistungen abliefert verdient meine ganze Hochachtung.

Fußball und Handball waren die ersten Disziplinen des Abends, die den Sportlern und ihren Kostümen extrem viel abverlangten.

Vorher:

Nachher:

Die Bespielbarkeit dieses besonders intensiv gepflegten Schlickfeldes stellt an Reaktion, Geschicklichkeit und Kondition der Athleten ganz besondere Herausforderungen,

und der Ball nimmt dann oftmals doch eine etwas unvorhersebare Richtung. Auf diesem Weg wird dann das Publikum  immer wieder mal ins Spiel mit einbezogen.

Es folgte die Aalsprint-Staffel. Als Aal-Staffel-Stab diente den Teams ein mit Reis gefüllter Fahrradschlauch. Die Läufer hatten die Tücken des Schlicks richtig gut im Griff und bewältigten die Strecke zur Reuse in eindrucksvollem Tempo.

Damit waren die Ostfriesischen Wattspiele beendet. Weiter ging’s mit der Wältmeisterschaft im Schlickschlittenrennen. Mit dem Schlickschlitten geht es über eine Strecke in Richtung Reuse, das eine Knie bleibt dabei auf dem Schlitten mit dem anderen Bein wird angeschoben. Dann ein kurzer Sprint, um den Aal aus der Reuse zu holen und mit dem Schlitten zurück zum Startpunkt zu bringen. Hierbei treten immer mehrere Teams gleichzeitig gegeneinander an.

Beachtlich fanden wir, dass sich sogar der hiesige Bürgermeister und sein Rathaus-Team für diese schweißtreibende Schlammschlacht nicht zu schade waren und sich reichlich mit Ruhm Schlick bekleckert haben. Einige der Teams sind in der Woche drauf sogar noch bei der Watt-Olümpiade in Brunsbüttel angetreten. Es gibt also auch noch andernorts die Möglichkeit sich dieses Vergnügen zu gönnen. Die Termine für das kommende Jahr 2013 findet Ihr unter den entsprechenen Websites (siehe Linktipps).

Die Teams aus Köln waren gedopt haben sich aus ihrer Heimatstadt einen Wundertrank mitgebracht (siehe Tisch), um vielleicht die Götter des Watts freundlich zu stimmen.

Ob es geholfen hat, wissen wir nicht. Aber höchstwahrscheinlich wird sich durch dieses Gebräu am nächsten Tag zum Muskel- noch ein weiterer Kater hinzugesellt und für Katzenjammer gesorgt haben. ;-)

Wir haben auf jeden Fall eine sehr lustige, faire, abwechslungsreiche und ungewöhnliche sportliche Veranstaltung erlebt, von der sich IOC, Fifa und so manches Karnevalskomittee ein paar Scheibchen abschneiden könnte. Ostfriesisch moderaten Schätzungen zufolge lagen die Besucherzahlen für dieses Event zwischen tausend bis zu einer halben Million – die Moderatoren des Abends ließen da alles offen und spielten sich zudem übers Mikrofon wattgespickte Wortbälle zu. Informativ und trotzdem äußerst kurzweilig … Ostfriesen halt eben. ;-)

Wir haben uns dann nach der Siegerehrung davongeschlichen, obwohl dieser Abend am Trockenstrand noch lange nicht zu Ende war …

Linktipps:

Fotogalerie:

Die Fotos der Galerie sind zum allergrößten Teil mal wieder von meinem Haus-und-Hof-und-Watt-und-Schlick-Hobbyfotografen Stefan (Fotos sind namentlich gekennzeichnet), der sich auf ein Plätzchen am Abgrund gewagt hatte,

während ich (Feigling) stattdessen lieber einen sichereren und bequemeren Stehplatz in schlickfreier Ferne vorzog. ;-)


19 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Faszination Matsch | April's Journal sagt:

    […] Tag mit einem Lachen beginnen wollt, dann unbedingt bei hauchNAH gucken, runter scrollen bis zur Galerie: Schlickschlittenrennen und mehr in Greetsiel. Sehr matschig, ganz tolle Fotos, nicht nur die […]

  2. April sagt:

    Was für tolle Fotos! Danke fürs Teilhabenlassen. Neben den bunten Herrenpopos gefallen mir auch die fast schwarz-weißen Schlickfotos besonders gut. Ganz toll.
    Herzliche Grüße,
    April

    1. Eva sagt:

      Die schwarz-weißen Schlickfotos wurden vom Sonnenuntergang in die Kamera gemalt. Die schwierigen Lichtverhältnisse hat mein Mann für sehr stimmungsvolle Fotos genutzt, die ich nicht weiter bearbeiten musste (außer vielleicht den Horizont hie und da mal aus einer Schieflage zu befreien ;-) ). Stefan wird sich bestimmt riesig über Dein Kompliment freuen.

      Die Windräder und Industrieanlagen auf dem gegenüberliegenden Ufer stehen übrigens auf der holländischen Küste.
      Herzlich grüßt zurück
      Eva

      1. April sagt:

        Ich weiß nicht, ob du das weiß … ich würde nie Fotos loben, um mich einzuschleimen, wie das im Internet gang und gäbe ist. Wenn ich mich für Fotos begeistere, dann meine ich es auch so. Die Gegenlichtfotos sind ganz große ‚Spitze‘. Da denkt man unwillkürlich an Fotowettbewerbe oder Ghetty Images oder sowas. Ja, gib mein Kompliment mal weiter.
        LG, April

  3. Elvira sagt:

    Ein Kindheitstraum, nicht wahr? In Matsche manschen. Zwar gilt es hier, sportliche „Höchstleistungen“ zu erbringen, aber der Spaß daran ist den Beteiligten (und den Zuschauern) anzusehen. Tolle Aufnahmen.
    Liebe Grüße von Elvira

    1. Eva sagt:

      Und andernorts muss man für so eine Schlammpackung auch noch richtig teuer zahlen. Hier diente das ganze einem guten Zweck.
      Lieben Gruß in Richtung Berlin
      Eva

  4. Gudrun sagt:

    Haha, da hätte ich gerne mal mitgemacht. (Früher gab es immer Ärger, wenn ich so aussah.)
    Liebe Eva, das sind tolle Fotos und dein Bericht ist klasse. :D

    Gruß von der Gudrun

    1. Eva sagt:

      Das glaube ich Dir. Mein Mann wollte sich auch schon fürs nächste Jahr einem der Fußballteams anschließen. Mal sehen, ob er es wahr macht. ;-)
      Liebe Grüße an Dich
      Eva

  5. […] Es war ein Tag am Meer wie er im Buche steht. Sonne und Wolken wechselten sich ab, ein wundervoll rauer Nordseewind wehte übern Deich – ziemlich frisch zwar, aber Jacken sollte man am Meer ja sowieso immer griffbereit haben. Nachdem sich das Meer im Laufe des Nachmittags dezent aus der großen Wattarena zurückgezogen hatte, konnten die Ostfriesischen Wattspiele und die 29. Krumhörn-Greetsieler Wältmeisterschaft im Schlickschlittenrennen ihren Lauf nehmen. […]

  6. Holly sagt:

    Ich bin ja froh, daß es in unserem Watt ruhiger zugegangen ist. Wäre mir eindeutig zuviel Trubel für einen Erholungsurlaub, aber solange ihr die Tage genutzt habt und Spaß hattet.
    Ein paar Tage Meer und Strand können schon sehr entspannend sein. Sucht halt jeder etwas anderes und Stefan bekam genug Material für sein Hobby geboten. Was will man mehr? :-)

    Bei den Borat-Kostümen sind die Hosen zuviel. Naja, muß man auch tragen können. :-)

    Lieben Gruß
    Holly

    P.S.
    Wie hast Du denn die individuellen Avatare hinbekommen? ;-)
    Welchen bekomme ich denn? :-)

    1. Eva sagt:

      Die Schlickschlittenrennwältmeisterschaft war die einzige “trubelige” Maßnahme unseres Urlaubs und mein ausdrücklicher Wunsch. Und weil es in Ostfriesland generell viel entschleunigter zugeht als in unser beider hektischem Heimat-Bundesland NRW, lief bei dieser WM auch trotz der vielen Menschen alles sehr entspannt ab. Wirklich ein großer Spaß.
      Ich finde ja auch, dass die Borat-Kostüme erst durch die Hosen den richtigen Pepp hatten und wer, wenn nicht diese Herren und eine Dame könnten so was tragen? :-D
      Liebe Grüße nach Siegen
      Eva
      PS: Der Avatar zu Deiner E-Mail-Adresse wurde automatisch festgelegt. Du kannst Dir aber auch einen Gravatar selbst definieren – habe ich auch heute mal gemacht. Wie das geht, findest Du hier:
      http://www.gertis-pc-tipps.de/wissensbox/was-ist-ein-gravatar-und-wie-richtest-du-dein-personliches-gravatar-bild-ein/

      1. Holly sagt:

        Ja, hat es, vielen Dank für den Tipp/Link.
        Murmel und Sverry haben sich auch direkt einen Gravatar erstellt. :-)
        Ohne dich würde es unseren Blog nicht geben.

        Wenn der Familie wüßte, wie sehr der unser Leben, durch Musik und nette Menschen, bereichert haben. :-)

        Lieben Gruß
        Holly

    1. Eva sagt:

      Herzlich willkommen, liebe Anna-Lena. Schön, dass du Aprils Wegweiser zu den Fotos gefolgt bist und danke für das Lob, das ich direkt mal wieder an meine (nicht immer) bessere Hälfte weiterreiche, der sich bestimmt auch noch mal zu Wort melden wird … hoffe ich.
      Lieben Gruß
      Eva

  7. Frau Momo sagt:

    Die Photos sind wirklich toll. Mir gefallen auch die Gegenlichtaufnahmen besonders. Der Spaß kommt rüber, den wohl alle hatten.

    1. Eva sagt:

      Das war wirklich eine ganz besondere Veranstaltung. In Brunsbüttel findet ein ähnlicher Wattkampf statt, die Wattolümpiade, ebenfalls zugunsten der Krebshilfe. Brunsbüttel dürfte von Euch doch gar nicht so weit wech sein – oder? Oberhalb der Galerie habe ich den Link hinterlegt …
      Liebe Grüße nach Hamburg
      Eva

  8. Stefan sagt:

    Ich denke es wird mal Zeit, mich für die positiven Kritiken zu den Fotos zu bedanken. Ursprünglich hielt ich die Gegenlichtaufnahmen nicht so geeignet, eine Veranstaltung zu dokumentieren. Bedingt durch meinen Standort habe ich die Zeit, in der links und rechts auserhalb des Gegenlichtes nichts Besonderes passierte, für experimentelle Aufnahmen genutzt. Dabei habe ich mir für jede Aufnahmesituation viel Zeit für Vorbereitung genommen, um die Motive im geeigneten Moment zu „erwischen“. Um so mehr freut es mich natürlich, dass genau diese Bilder besonderen Anklang bei euch gefunden haben.

    Viele Grüße
    Stefan

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