Auf einem gwildischen Bein kann man nicht stehen und weil’s im Brückenforum gar so schön war, wollten wir gleich noch mal. Also auf zum nächsten Ticket-Shop, wo sich einmal mehr zeigte, dass der nordische Soulsorger in Köln und Umgebung noch extremst viel zu missionieren hat – so konnten wir erst nach mehrmaligem Buchstabieren des Namens die begehrten Konzertkarten in den Händen halten.
Stefan Gwildis in der Live Music Hall in Köln – 16.06.2007
Diesmal geht’s zu fünft los – wir zwei Alten und das jüngere Gemüse … was den Altersdurchschnitt des Publikums stark nach unten korrigiert. ;-) Die Live Music Hall (LMH) liegt nicht gerade in einer der besseren Gegenden Kölns und in direkter Nachbarschaft verlassener bzw. verfallener Fabrikhallen. Hier trifft sich sonst abends eher eine wesentlich jüngere Generation zu etwas anderer Beschallung als ausgerechnet deutschem Soul. Da wundert es denn auch nicht, dass wir am Einlass von ehrfurchtseinflößenden, schrankgroßen (aber dennoch humorvollen) Securities durchgecheckt werden.
An diesem schwülen Frühsommertag können wir froh sein, dass Stefan Gwildis mit technischen Problemen kämpfen muss und wir erst kurz vor Konzertstart eingelassen werden, denn die Halle gleicht einer Sauna = vollkommen überhitzt, dazu mindestens 100 % Luftfeuchtigkeit und der Boden klebt wie Pattex – was wiederum den Vorteil hat, dass man nicht umfallen kann ;-). Um uns herum stehen viele nette Menschen, ein paar Wiederholungs- und ganz viele Ersttäter. Unsere Youngsters haben sich ganz nach vorne gearbeitet und die Kleinste unterhält derweil singend die erste Reihe, bis Stefan Gwildis mit etwas Verspätung loslegt.
Er startet, wie schon beim letzten Mal, mit der Beat-Box-Version von „Allem Anschein nach …“. Da wir das Konzert heute aber von der ersten Minute an stehend … besser gesagt tanzend, wippend und schnippend begleiten dürfen, hat das eine ganz andere Qualität. Es folgt the same Procedure as last time = die Begrüßungsrunde und Gwildis freut sich sichtlich, dass doch so viele Menschen bei ihm anstatt bei der Erotikmesse gelandet sind. Er fragt natürlich auch Kölner Stadtteile sowie Vororte ab, wie z. B. Lövenich, Bergisch Gladbach … und sogar Overath … wer hätte das gedacht – so kommen mein Privat-Stefan und die Lütte in den Genuss eines persönlichen Ständchens!
„Heut ist der Tag“ heißt die aktuelle CD von Stefan Gwildis – ein Titel der treffender nicht sein könnte für einen Tag wie diesen. Wieder fesselt unser Soulbarde mit der schwärzesten weißen Stimme zusammen mit seiner Band (Ralf Schwarz an der Farfisa, Mirko Michalzik an der Gitarre, Arnd Geise am Bass, Matze Kloppe am Keyboard und ein mir unbekannter Schlagzeuger) sein Publikum von der ersten bis zur letzten Minute und gibt jedem Einzelnen das Gefühl, ein wichtiger Teil der Show zu sein. Er hat seit März den Wanderprediger noch mehr verinnerlicht und wirft immer wieder ein „Let’s Did it“ unter die Menge, was denn auch nicht ohne Wirkung bleibt … we all did it – die Konzert-Gemeinde pilgert den gwildischen Stefansweg und soult beseelt mit, der Saal brodelt und kocht – und das nicht nur aufgrund der zuvor beschriebenen Saunaqualität der Halle. Auch heute ist zu unserem großen Entzücken die Sulo mit im Schlepptau, was wohl nicht bei vielen Konzerten der Fall sein soll.
Der Abend geht nur leider wieder allzu schnell vorbei und wir werden kurz nach Verklingen der letzten Takte von „Lass mich nicht allein heut Nacht“ von Gwildis und Band ziemlich allein gelassen, um sodann von den weiter oben beschriebenen, sehr beeindruckenden Securities in die Wirklichkeit zurückgeholt und äußerst bestimmt hinausgebeten zu werden; denn ab 23:00 Uhr sollte dort wieder der Diskothekenbetrieb starten, was sich aufgrund des späten Konzertstarts und der vielen Zugaben etwas schwierig gestaltet.
Beim erzwungenen Verlassen der Halle ruft noch ein Mann im Rollstuhl sehr laut und nicht minder enthusiastisch „War das ein geiler Abend!“ und fasst so in wenige kurze, aber prägnante Worte, wofür ich jetzt fast einen Roman geschrieben habe!
(Mausklick auf die Bilder = größer! Fotos: Stefan Schmidt)
Was uns bleibt ist diese postive Stimmung, dieser Optimismus bis hin zur Euphorie. Freunde fragen mittlerweile schon, was wir genommen hätten! Auf der anderen Seite ist da dieses Loch … das Gefühl – ich will mehr davon … am liebsten heute schon … tja und die Komplettbesetzung mit Ladies und Gebläse wäre bestimmt auch mal ganz nett … Fortsetzung nicht ganz auszuschließen!