Es war nicht immer so, aber seit einem Vorfall vor ein paar Jahren graut es mir vor Höhen. Türme und Brücken sorgen für weiche Knie und setzen Fluchtinstinkte frei. Da betrachte ich das Leben doch lieber auf Augenhöhe.
Einen unserer diesjährigen Urlaubstage verbrachten wir – mal wieder – am Uplewader Trockenstrand von dem aus der Campener Leuchtturm sehr präsent ist. Und ich weiß nicht, welche frische Brise mir an jenem schönen sonnigen Tag die Gehirnwindungen durcheinander geweht hat, aber es war wirklich meine Idee, diesen Turm „erzwingen“ zu wollen. Dafür erntete ich auch erst einmal ungläubige spöttische Blicke meiner lieben Begleiter, die sich dazu noch mindestens zweimal versicherten, ob es mir mit diesem Wunsch auch total und absolut ernst wäre. Natürlich war es das! Na ja, von weitem wenigstens … denn zu Fuße des Leuchtturms sah die Welt die Höhe dieses Bauwerks ungleich imposanter aus, als noch eben am Strand. Aber kneifen wollte ich jetzt auch nicht mehr, sondern wenigstens mal testen, wie weit ich gehen würde.
Der Campener Leuchtturm wurde 1889 erbaut, am 1.10.1891 in Betrieb genommen und ist mit 65,3 Metern der höchste Leuchtturm Deutschlands. 320 Stufen geht es hinauf auf die Aussichtsplattform. Ob diese 11 Tritte bis zum Eingang
mit dazu gehören, habe ich nicht gezählt. In schmalem Rund geht es drehwurmverdächtig hinauf, hin und wieder ein kleines Plateau und kleine Fenster mit Blick auf die Außenkonstruktion und die Landschaft.
Das war gut erträglich, dass ich es immerhin bis oben schaffte. Aber dann, Tür auf … mein Blick auf … nein eher DURCH den Boden der Aussichtsplattform nach unten. Ja ja, ich weiß, der Boden ist hundertprozentig stabil, aber die „vielen Millionen Löcher“ – die ich bei genauem Hinsehen leicht von unten schon hätte erkennen können –
ließen mich in tiefe Abgründe blicken und vorbei war es mit meinem Mut.
So überließ ich diesen atemberaubenden Ausblick auf das ostfriesische Wattenmeer und die Salzwiesen
oder auf das unendlich weite, flache Ostfriesland
meinen lieben hämisch spottenden Begleitern, trug mich derweil ins Gästebuch ein, schaute durch die Fenster nach draußen und drehwurmte mich gemütlich wieder nach unten. Die Ansichten auf Erdniveau, waren ja auch nicht schlecht.
Aber bei nächster Gelegenheit werde ich es trotzdem noch mal versuchen und nach 320 Schritten ganz sicher auch diesen letzten Schritt schaffen … oder vielleicht auch mal wieder den Südturm des Kölner Doms erobern – das sind ja nur 213 Stufen und ca. 30 Meter mehr. ;-)
Erzwingen sollte man nichts – die Aussicht konntest Du uns Dank der Fotos Deiner Begleitung ja trotzdem vorführen. Ich selbst habe nur Höhenangst, wenn es um mich herum keine Sicherung gibt. Im Dezember 2000 bin ich, gut gesichert natürlich, auf die Harbour Bridge in Sydney gestiegen. Seither bin ich nur beunruhigt, wenn Menschen sich auf hohen Türmen o.ä. über das Geländer lehnen oder sogar ihre Kinder hochheben.
Liebe Grüße von Elvira
Höhe hat mir früher nichts ausgemacht – einzig der Blick von der Europabrücke hinab aufs Inntal wurde von einem flauen Gefühl begleitet, was aber eher an den starken Vibrationen durch den Schwerlastverkehr lag.
Sicher ist man auf dem Campener Leuchtturm. Dort kann man sich oder die Kinder auch über keine Brüstung lehnen bzw. heben, es ist alles vergittert – für den fotografischen Weitblick gibt es Ausgucklöcher.
Meine Höhenangst lässt Schritt für Schritt nach. In diesem Jahr habe ich in Köln schon einige Brücken fußläufig überquert. Es wird wohl wieder werden. ;-)
Liebe Grüße auch an Dich
Eva
Es ist – finde ich – seltsam, dass du nicht auf die Plattform gehen konntest. Löcher hin oder her, mit Logik ist das Problem anscheinend nicht in den Griff zu bekommen.
Höhenangst ist offensichtlich nicht logisch zu erklären, zumal ich früher keine Höhen gescheut habe.
Nein, Höhenangst ist nicht logisch zu erklären, es ist ‚Panik pur‘. Und das ärgert einen auch noch, aber man kann willentlich nichts ändern. Ich hatte früher auch ’null Höhenangst‘, aber nach einem einschneidenden Erlebnis (einer Skitour) hatte ich das selbst in harmlosesten Situationen. Einen Trost aber gibt es: so wie sie gekommen ist, so kann sie auch wieder gehen, einfach so, ohne Grund, ohne besonderen Anlass oder eben wie bei dir: nach und nach. Auf einmal ist sie (fast) weg.
Liebe Grüße, ‚Franka‘
„Panik“ ist ein treffender Ausdruck, liebe Franka.
Ich liebe Leuchttürme – und finde es sehr mutig, dass Du Dich ja raufgetraut hast. Die Aussicht durch die Fenster ist ja schließlich auch nicht zu verachten.
Na ja, ein wenig eingeschränkt ist so ein Blick durchs Fenster schon. Aber irgendjemand muss ja auch die Gästebucheinträge verfassen. ;-)
Die Liebe zu Leuchttürmen teilen wir und Höhenangst war mir bis vor ein paar Jahren absolut fremd. Aber es wird langsam wieder. Ich versuche mich halt bei jeder Gelegenheit aufs Neue, immer ein kleines Stück höher – funktioniert mit etwas Geduld.
Dann drücke ich Dir mal die Daumen!
Deine Herangehensweise hört sich sehr vernünftig an – ich habe im Himalaya mal eine Frau getroffen, die versucht hat, ihrer Höhenangst mit Bergsteigen den Kampf anzusagen… Tja, was soll ich sagen: sie musste vorzeitig die Rückreise (bergab) antreten. Während ich mich bis zum Basecamp hochgequält habe.
So viel zum Thema „so viele Erinnerungen/Fotos – so wenig Zeit“ :-D
Liebe Grüße!
Oh, Du machst mir Hoffnungen … ;-)