Ausgeflogen

Visionen braucht das Land

So bunt wie der Frühling, so vielfältig sind die Menschen, die sich am Overather Bahnhofsplatz versammeln.

Es ist Montagabend der 21. März 2011 = Frühlingsanfang und Mahnwachenzeit in Deutschland.

An 726 Orten unseres Landes treffen sich zu gleicher Zeit insgesamt über 140.000 Menschen aus gleichem Anlass. Einer dieser Orte ist meine Heimatstadt Overath und hier bilden mehr als 200 Bürger eine unübersehbare Menschenkette vom Bahnhof zum Rathaus (Bereits in der Woche zuvor kamen hier sehr spontan über 80 Menschen zusammen.). Viele haben Plakate, Zettel, Fahnen, Schilder oder Kerzen mitgebracht, sich mit Warnwesten, Helmen oder Malerkitteln verkleidet und drücken auf diese Art ihr Mitgefühl und ihre Ängste aus.

Alle Generationen und Bevölkerungsschichten sind vertreten, erfahrene Aktivisten stehen neben Erst-Demonstranten, politisch Aktive treffen auf politisch Enttäuschte, Zugezogene geben sich mit Alteingesessenen die Hand – alle geeint in ihrer Solidarität mit den gleich von mehreren unvorstellbaren Katastrophen heimgesuchten Japanern und dem Wunsch nach energiepolitischer Veränderung sowie der Sorge, dass sich trotz allem wieder einmal nichts ändern wird. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Beachtenswert ist, dass diese Mahnwache in unserer Stadt – dem Wunsch des Initiators, Herrn Egel-Völp, entsprechend – nicht parteipolitisch ausgeschlachtet wird und sich die mitmahnwachenden kommunalen Politiker dezent in die Menschenkette einreihen.

Gut 40 Minuten dauert die Aktion, dann geht jeder erst einmal wieder seinem Alltag nach – bis zum nächsten Protest am 26. März 2011 in Köln, Berlin, Hamburg oder München … so lange, bis Merkel und Co. vielleicht doch merken, dass sie den Bürgern mit ihrem Brimbamborium Moratorium keinen Sand in die Augen streuen können. Viele Menschen im Land wünschen sich tragbare, weitsichtige Lösungen für die längere Zukunft und nicht nur bis zur nächsten Wahl. Aber unseren politisch Verantwortlichen fehlt es anscheinend an ausreichend Mut, Kraft und Visionen, die es braucht, um endlich von einer unkalkulierbar risikoreichen Technik aus dem vergangenen Jahrtausend Abschied zu nehmen.

Da wir wachsam und aktiv bleiben müssen, findet Ihr hier (wie schon unter „Sicher ist sicher„) ein paar weitere gesammelte Links zum Thema:

  • KStA – Bericht über die Mahnwache in Overath am 14.03.2011
  • KStA – Bericht über die Mahnwachen der Region am 21.03.2011
  • .ausgestrahlt hat hier die vergangenen und geplanten Protestaktionen chronologisch aufgelistet
  • Greenpeace entlarvt AKW-Lügen
  • BdEV – die Verbraucherorganisation gibt viele hilfreiche Tipps zum Energiesparen, Energieversorgerwechsel etc. und fordert schon lange den Austieg aus der Atomenergie
  • Ostermarsch 2011 anlässlich des 25. Jahrestages der Katastrophe von Tschernobyl

2 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Egel-Völp, Reinhard sagt:

    In den letzten Tagen wurde ich in Interviews immer wieder gefragt, ob die „Bürgerbewegung“ das Moratorium der Regierung ernst nehme. Ich habe dann geantwortet, dass das nicht die entscheidende Frage sei. Die Frage ist: Nehmen wir uns als Bürgerinnen und Bürger und als Kundinnen und Kunden der Energieanbieter ernst? Und werden wir Aufmerksamkeit und Beharrlichkeit zeigen? Dann ist das andere m.E. keine Frage mehr. Sowohl die Regierenden als auch die Konzerne werden umdenken.
    Lasst uns also nicht so sehr auf „die“, sondern mehr auf „uns“ schauen!
    Reinhard Egel-Völp

    1. Eva sagt:

      Da haben Sie sicher Recht, Herr Egel-Völp. Wir haben als Kunde eine weitaus größere Macht, als man uns als Wähler zugesteht. Mit Energiesparen, Wechsel des Energieversorgers mit Blick auf ökologische Faktoren (was oftmals sogar preiswerter ist) können wir Weichen stellen. Aus diesem Grund weise ich bei den Links auch immer wieder auf den Bund der Energieverbraucher hin, dem wir uns schon vor Jahren aktiv angeschlossen haben.

      Ich meine aber, dass die Politik in diesem äußerst komplexen Thema eine besonders große Fürsorgepflicht für die Bevölkerung hat und die Richtung vorgibt – ganz besonders mit Blick auf die Mitbürger, die nicht das Wissen, die Kraft oder die technischen sowie finanziellen Voraussetzungen für Veränderungen haben. Energiesparen ist vielfach mit Investitionen verbunden, der Förderungsdschungel ist undurchsichtig und der Wechsel des Energieanbieters ohne Internet fast unmöglich.
      Lieben Gruß
      Eva

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