Popolski Review ZAKK

Es steppt der Wolf

Im mondänen Düsseldorf gibt es einen Ort, an dem kunterbunt-sozial-politisch-interkultureller Austausch stattfindet und sich Newcomer ebenso wie wohlbekannte Bühnengrößen zu sozialverträglichen Eintrittspreisen auf die Bühne wagen = das Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation – kurz ZAKK. Das Kulturzentrum bietet mehrere unterschiedlich große Räumlichkeiten für verschiedene Anlässe: Halle, Club, Bar, Biergarten und noch mehr. Alles selbstverständlich kein Kö-Schickimicki, aber funktionell und sehr gepflegt. Das Team ist freundlich und „auf zakk“. Preise für Getränke und Snacks sind bezahlbar.

Dieses Mal rief das ZAKK zu „volkstümlich polnischen Tänzen“ und alle, alle kamen, um die Familie Popolski beim Start ihrer neuen Show „Get the Polka started“ in ausgelassener Stimmung und mit lauten Stimmen zu unterstützen. Bereits Monate vorher waren zwei Konzertabende ausverkauft.

Get the Polka started – die Popolski Show im ZAKK am 22.09.2011

So vielfältig die Charaktere der Popolskis, so vielfältig ist auch das Publikum. Es hüpfen Teenies zwischen Senioren, Bauarbeiter stehen dicht an dicht mit Bankern und verschiedenste Kulturkreise treffen aufeinander. Sehr viele unverbesserliche Wiederholungstäter sind unterwegs, aber auch einige, die erst in der neueren Vergangenheit durchs Fernsehen auf diese verrückte Show aufmerksam geworden sind. An diesem Abend allerdings ist es egal, ob man die Pops schon mal live erlebte bzw. im Fernsehen oder auf YouTube verinnerlicht hat oder sich ganz unbedarft auf das Ereignis einlässt, denn es ist alles NEU … na ja, so gut wie alles … ohne Wudkapausen geht’s nun mal nicht. ;-)

Die Popolskis haben einen krassen Schnitt zu den vorherigen Programmen gemacht und muten ihrem Publikum jede Menge unbekannte originale Evergreens und Wahrheiten zu. Mutig, mutig – wenn man bedenkt, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist und andere Künstler vor jeder Tour erst einmal neue Tonträger mit dazugehöriger Promo-Radio-TV-Rundreise unters Volk werfen. Noch mutiger, weil nicht nur das Programm eine Rundumerneuerung erfahren hat, sondern auch die Technik. Ein neues Schlagzeug für Pavel, ein paar unwesentliche Boxen mehr als sonst, dazu Videoüberwachung des Publikums und sogar Pavels Schlagzeug ist verwanzt verwebcamt …

Eine vertraute Stimme aus dem OFF begrüßt uns auf heute mal auf Polnisch – die Simultanübersetzung lässt sich auf der Videoleinwand ablesen – bevor

  • Pavel (Achim Hagemann – Moderation, Schlagzeug, Gesang)
  • Mirek (Mirko van Stiphaut – Gitarre, Gesang)
  • Marek (Markus Grieß – Gitarre, Akkordeon, Keyboard, Gesang … der Mann für alle Fälle ;-))
  • Danusz (Daniel Basso – Keyboard, Trompete, Gesang, Scat)
  • Janusz (Martin Ziaja – Bass, Gesang)
  • Henjek (Ludwig Götz – Posaune, Gesang)
  • Stenjek (Rüdiger Testrut – Trompete, Gesang)

mit „Ras Popolski“ noch halbwegs vertraut durchstarten. Danach geht’s ziemlich smoothy-fetzig (nein, kein Widerspruch in sich) und rasant bewegt weiter.

Als Gäste sind die rote Dorota (Iva Buric Zalac – Gesang)

und der ewige Handwerker Bogdan (Jörg Hamers – Gesang, Gitarre, Schlagzeug)

mit von der Partie Party. Schnell wird klar, dass das Publikum mehr denn je Teil der Show ist. Der Name „Get the Polka started“ ist Programm und so wird ab nun nicht mehr nur geschunkelt, sondern auch der Polkaschritt erarbeitet

und auf der Leinwand lässt sich gnadenlos verfolgen, wer im Publikum seine Hausaufgaben nicht sorgfältig genug gemacht hat (man achte beim folgenden Bild auf das Bild im Hintergrund) ;-).

Das Konzept, komplette Songs im popolskischen Original wiederzugeben ist der Idee gewichen, durch bunt gemixte Medleys in derselben Zeit gleich mehrere erfolgreiche Mainstream-Künstler des Songdiebstahls zu überführen. Nicht nur Howard Carpendale, Gloria Gaynor, Vadder Abraham und weitere Künstler der U-Musik werden entlarvt.

Auch Sergej Sergejewitsch P. hat sich vom Wirken und Schaffen Opa Piotr Popolskis märchenhaft inspirieren lassen und dabei sogar – welch Frevel – eine wesentliche Figur der Geschichte unterschlagen. Märchenonkel Pavel rückt aber auch diese sinfonische Geschichte vom Wolf wieder sehr authentisch zurecht.

Im Zugabenteil wird die Show wieder vertrauter, denn einen Klassiker wie Cheri Cheri Lady aus dem Programm zu nehmen, wagen sich unsere Lieblingspolen nun doch nicht.

Fazit:

Eine schrill-schräge Show haben die Popolskis wieder extremst detailverliebt und mit polnischem Augenzwinkern ausgearbeitet. Irrwitzige Ideen sowie extreme-vercrossoverte Songs hätten ein wahrer Genuss sein können … tja, wenn denn auch der Sound an diesem Abend gestimmt hätte. Die wundervollen Stimmen von Dorota, Danusz und Bogdan wurden von den Instrumenten regelrecht erschlagen, es war viel zu laut und klang zum Teil asynchron – eine Strafe für die Ohren … wir sind von den Popolskis eigentlich bisher immer viel besseres gewohnt – auch im ZAKK. Deshalb vermute ich mal, dass das nur Kinderkrankheiten einer neuen Tour mit neuer Technik sind, die hoffentlich bis zu den nächsten Konzerten auskuriert sein werden. Irgendwann im Laufe der Tour werden wir das bestimmt mal unauffällig überprüfen. Bis dahin liebe Familie Popolski, ubt Ihr der noch mal bitte! ;-)

Linktipps:

Fotogalerie:

Fotos: Stefan Schmidt

 

9 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Elvira sagt:

    Danke – Danke – Danke! Schon beim Lesen zuckt es in den Beinen, und dem jüngsten Popolski sehe ich immer wieder gerne bei seiner Verwandlung zu. Das nächste Berliner Konzert werde ich unbedingt besuchen.

  2. Holly sagt:

    Hallo Eva!
    Wieder ein netter Bericht, untermalt mit schönen Fotos.
    Der Sound war wirklich suboptimal. Vielleicht hat das neue Programm deswegen noch nicht so ganz bei mir gezündet, aber der Familie bekommt noch eine Chance.
    Oder zwei, oder drei … :-)
    Die Abschlußpointe von „Janusz und der Wolf“ fand ich sehr beeindruckend, schließlich ist das Ding über zwanzig Jahre alt, aber die ganze Halle konnte mitgrölen.

    Was mich nur ein bißchen in deinem Bericht stört sind die Nennungen der richtigen Namen. Ich finde, daß gehört sich nicht. Vielleicht bin ich als Lordi-Fan da etwas engstirniger, aber man veröffentlicht keine richtigen Namen und keine Fotos ohne Maske, das zerstört die Illusion.
    Es nervt mich auch immer wieder in Interviews, wenn die Journalisten nach Hagemann, Zalac und Co. fragen. Das gehört da nicht hin und ist auch nicht lustig.

    Hoffe ich muß den Blog nach dem Kommentar nicht wieder abgeben. :-)
    Er hat einen Ehrenplatz auf meinem Schreibtisch bekommen.

    Wenn Ihr schon nicht ins E-Werk mögt, sehen wir uns dann in Siegen wieder?

    Viele Grüße
    Holly

    1. Eva sagt:

      Hi Holly, wir empfinden das auch so, dass das Feuerwerk an Ideen aufgrund mangelhaften Klangvergnügens ziemlich verpufft ist. Freunde, die sich jetzt nach zwei Jahren das zweite Konzert gönnten, meinten im Nachinein: „Wäre das unser erstes Popolski-Konzert, dann wäre das auch das Letzte gewesen.“. So aber sehen wir das verunglückte Konzert mal ganz locker als „verpatzte Generalprobe“ und die ist ja bekanntlich ein Garant für erfolgreiche weitere Auftritte. ;-)

      Was Deine von mir zerstörten Illusionen angeht, ist es Dein Recht das so zu werten. Ich sehe das halt anders. Die Illusion Popolski findet auf Bühne und Homepage, bei Facebook, YouTube etc. statt.

      Ich bin nur Konsument und nicht Teil dieser Illusion, sonst müsste ich in letzter Konsequenz auch meine Berichte auf Popolski-Polnisch verfassen. ;-) Die Nennung der Namen – die schon lange kein Geheimnis mehr sind und aus denen auch die Popolskis keinen Hehl mehr machen – sind meine Verneigung vor den eindrucksvollen Künstlern, die hinter dieser Show stehen und auch in anderen, zum Teil schon hier im Blog beschriebenen Projekten ihre Qualitäten unter Beweis stellen.

      Liebe Grüße
      Eva

    2. Eva sagt:

      Zu Deiner letzten Frage hab ich erst mal nachgesehen: Siegen findet dieses Mal nicht im LYZ statt – schade, denn das war schön schnuckelig dort. Dafür wären wir evtl. noch mal in Eure Richtung gereist … aber so … ;-) Wir treffen uns aber bestimmt noch mal irgendwo.

  3. Holly sagt:

    Hello again!

    Warum solltest Du den Bericht auf Polnisch schreiben, schließlich würdest Du doch auch bei englischen Künstlern bei Deutsch bleiben!?

    Das mit den richtigen Namen ist wirklich Ansichts- / Anschauungssache. Wenn man es als Film / Theater sieht, ist es normal, Rollen- und Schauspielernamen zu nennen, aber bei so Projekten finde ich es einfach schöner, „mitzuspielen“. Dazu zählen für mich auch Foren, Webseiten und Blogs. Nicht nur Journalisten zerstören die Illusion. :-)

    Du kannst es natürlich handhaben, wie Du möchtest. Wollte dich nicht bevormunden und hoffe, es ist auch nicht so rübergekommen. War halt nur mein „Kommentar“. ;-)

    Du bist mir aber noch eine Antwort schuldig geblieben. Führt Ihr die Kamera auch nach Siegen aus, oder paßt das nicht mehr in den vorweihnachtlichen Terminkalender?

    Einen lieben Gruß zurück
    Holly

    1. Eva sagt:

      Keine Sorge, Holly, ich fühle mich nicht bevormundet und kann Deine Ansicht durchaus nachvollziehen.

      Die Antwort zu Siegen erhieltest Du … während du schriebst … musste erst recherchieren und Frau ist ja kein D-Zug. ;-)

  4. Holly sagt:

    N’Abend!
    Dann bin ich beruhigt.

    Die schnuckeligen Zeiten sind vorbei, befürchte ich. Zwar ist der Gläser-Saal größer als das LYZ, aber es ist nicht die ganz große Halle, der Siegerlandhalle.
    Gehe aber auch davon aus, daß wir uns nochmal außerhalb deines Blogs „sehen“. :-)
    Hat doch letzte Woche auch geklappt.

    Schlaf gut!
    Holly

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