Wir sollten ihn leben, diesen Moment, diesen einen Atemzug der zwischen Vergangenheit und Zukunft liegt. Wir sollten dieses Hier und Jetzt jederzeit genießen und nicht in der Vergangenheit verharren oder auf die Zukunft warten. So ähnlich lautete eine Botschaft, die uns John Butler während seines Konzertes in Köln mit auf den Weg gab.
So weit, so einfach. Und in solch fröhlichen Konzertmomenten stimmt man dem nur zu gerne zu. Aber das Jetzt ist halt immer auch die Summe der vielen Momente der Vergangenheit. Und das, was wir im Jetzt (er)leben wirkt gleichzeitig wieder auf die Zukunft.
Vergangenen Montag, am 19. Mai 2014, kramte ich in der Vergangenheit und suchte ein Foto. Kein besonders gutes, aber ein ganz besonderes; eines, das meine Jüngste auf einem gemeinsamen Hundespaziergang mit dem Handy machte. Als ich es in den unendlichen Weiten meiner Festplatte fand, sah ich, dass es exakt vor einem Jahr, also dem 19. Mai 2013, gemacht wurde.
Das war ein toller sonniger Frühlingssonntagmorgen in 2013 mit viel blauem Himmel, saftig grünem Gras, kniehoch und mit Tautropfen verziert, Mensch und Tier gut gelaunt den Augenblick genießend. Ein Tag wie wir ihn alle, die ganze Familie, ganz besonders lieben. Unsere zwei Schwarznasen sprangen durch das hohe Gras und suchten nach den von uns geworfenen Leckerchen. Tautropfen benetzten Fell und Nasen. In den wachsamen Augen der Vierbeiner spiegelte sich pure Lebenslust. Und wir Zweibeiner hatten großen Spaß daran.
Auch aktuell wurden wir am 19. Mai von der Sonne mit viel Blau drumherum verwöhnt. Das Gras stand zwar nicht ganz so hoch wie im Jahr zuvor, aber ein ähnliches Foto …
… hätte durchaus jetzt am Montag während unseres Hundespaziergangs entstehen können … … … tja, wenn nicht seit ein paar Tagen etwas ganz Wesentliches fehlen würde … Mona, die uns auf vier Pfoten fast 11 Jahre treu begleitete, geht nun auf anderen Pfaden. Sie hatte sich in unserem Leben sehr liebenswürdig ziemlich breit gemacht und fehlt jetzt natürlich überall. So fällt es uns augenblicklich unendlich schwer den Moment zu leben, das Jetzt zu ertragen, nur weil wir irgendwann in der Vergangenheit einen Hund in unser Herz geschlossen – der kleine Prinz würde sagen, ihn gezähmt, uns mit ihm vertraut gemacht – haben.
In unseren Herzen bleibt sie, während unsere Zukunft jetzt anders sein wird, als noch vor wenigen Tagen gedacht.
Sehr bewegend und toll geschrieben, Eva.
Vor allem so wahr; ich kann den ersten Absatz nur unterstreichen. Wir versuchen auch, danach unser Leben zu gestalten: Im Jetzt das tun, was man tun möchte – mit den Menschen (und Tieren), die einem wichtig sind, damit man sich hinterher an den gemeinsamen Erinnerungen erfreuen kann.
Wie wichtig das ist, habe ich insbesondere in den letzten zwei Monaten gemerkt.
Fühl dich umarmt!
Danke für Deine Umarmung, liebe Karinsche. Dein Schmerz ist ja auch noch sooo frisch. Ich bin in Gedanken immer wieder bei Dir, das weißt Du sicherlich.
Für mich ist das jetzt der zweite endgültige Abschied innerhalb eines Vierteljahres. Der Tod eines vertrauten Menschen berührt natürlich ganz anders als der Abschied jetzt. Ähnlich ist nur, dass einem binnen Sekunden der Boden unter Füßen weggezogen wird. Sich wieder aufzurappeln, zu begreifen und loszulassen, das dauert seine Zeit … und schmerzt. Aber auch solche Momente wollen gelebt werden, so schwer es ist.
Ganz herzliche Grüße an Euch
Eva
Ach, das tut mir so Leid. Wir hatten zwar nie einen Hund, aber Meerschweinchen. Und man liebt seine Tiere, schätzt ihre Eigenarten und ihre bedingungslose Liebe zu uns Menschen und was sie uns sonst noch so an Einsichten zu geben haben.
Aber erst der Abschied von Menschen – das tut noch viel mehr weh …
Liebe Grüße und positive Gedanken, die ich nicht hier in Worten ausdrücken möchte, I.
P.S. Den Augenblick leben, das heißt natürlich nicht, die Zukunft und die Vergangenheit auszublenden …
Positive Gedanken sind immer willkommen, liebe I. Lieben Dank dafür.
Es ist bedingungslose Liebe zu und grenzenloses Vertrauen in uns Menschen. Das ließ Mona uns in den letzten Wochen intensiv spüren. Und gerade das hat uns sehr berührt.
Ich lese gerade die Einträge meiner abonnierten Blogs von gestern und heute. Frau Fok und Mona haben ihre Menschen verlassen. Unsere Tiere begleiten uns manchmal viele, viele Jahre. Die Kinder werden mit ihnen groß, sie gehören selbstverständlich zur Familie. Manchmal vergessen wir, dass es „nur“ Tiere sind, denn das sind sie vielleicht für andere, nicht für uns. Sie sind Teil unseres Lebens geworden, unsere Planungen beziehen sie immer mit ein. Sie scheinen abhängig von uns zu sein, was ihre Ernährung und ihre Pflege betrifft. Und doch sind wir es, die von ihnen abhängig geworden sind. Die sich freuen, wenn ihnen der Hund schwanzwedelnd entgegenrennt, die Katze schnurrend um die Beine schleicht. Eine Leere zieht ein, wenn das plötzlich fehlt. Ich würde Dich jetzt gerne umarmen und Dir tröstende Worte sagen, das eine geht nicht, und wirklich tröstende Worte gibt es nicht.
Ganz liebe Grüße schickt Dir
Elvira
Liebe Elvira,
die Umarmung geht auf die Entfernung nicht, wirklich tröstende Worte gibt es nicht, aber dass Du genau verstehst, wie wir zurzeit fühlen, das tut gut … Danke dafür.
Ja, Mona fehlt unbeschreiblich … den Kindern, meinem Mann, mir und auch ihrem Hundekumpel, der nun (mit fast 10 Lenze auch nicht mehr jung) seinen neuen Platz im „Rudel“ finden muss.
Herzliche Grüße an Dich
Eva
Ach, liebe Eva, das tut mir jetzt sehr leid. Vielleicht kann man den Verlust nur nachempfinden, wenn man ihn selbst schon erlebt hat. Als mein schwarzer Kater Nero todkrank eingeschläfert werden musste, brach eine Welt für mich zusammen. Sonntags brachte er mir noch eine fette Maus, am Mittwoch war er nicht mehr da. Bei der alten Hütehündin Asta konnte ich es gelassener nehmen. Sie war 18 Jahre alt, war irgendwann noch einmal zu ihren Schafen gebracht worden, um da zu sterben. Zufällig trafen wir uns, und Asta verschob das Sterben um drei Jahre. Wir hatten beide eine richtig gute Zeit.
Du schreibst, dass dein Hund jetzt auf anderen Wegen geht. Das ist bestimmt so, und vielleicht trifft er dort die Asta. Meinen Kater wird er nicht treffen. Ein kleiner Junge aus der Nachbarschaft hatte mir mal erklärt, dass es einen Hundehimmel und einen Katzenhimmel gibt. Das muss so sein, weil es sonst ein fürchterliches Gerenne da oben gäbe. Das ist einleuchtend.
Liebe Eva, ich wünsche dir, dass du bald wieder an die schönen Zeiten mit dem Hund denken kannst, ohne dass das Herz weh tut.
Liebe Grüße von der Gudrun
Danke für Dein herzliches Mitgefühl, liebe Gudrun.
Tiere sind immer auch Persönlichkeiten mit ganz eigenem Charakter. Und wenn man sich über Jahre kennengelernt und bisweilen auch zusammengerauft hat, sich versteht und vertraut, dann ist der Tod ein schmerzhafter Einschnitt, eine Wunde, die langsam wieder heilen muss. Das kann vielleicht wirklich nur jemand verstehen, der selber solch „tierisch gute Freundschaften“ hat/hatte.
Die außergewöhnliche Geschichte Deiner Asta hatte ich mal in Deinen Spinnradgeschichten entdeckt. Auch unsere Mona war Hütehund durch und durch. Sie hat immer sorgsam gewacht, bis die Familie komplett war … und sie ist gestorben, als wir alle bei ihr waren. Wir sind nur froh, dass wir für sie keine Entscheidung treffen mussten, so wie Du für Deinen Kater Nero, das stelle ich mir – bei allen vernünftigen Gründen – unglaublich schwer vor.
Liebe Grüße
Eva
Toll geschrieben. Ja, wir sollten ihn leben, diesen Moment, diesen einen Atemzug der zwischen Vergangenheit und Zukunft liegt. lg morgenrot
Das ist in manchen Momenten allerdings leichter geschrieben als getan bzw. gelebt …
Danke, morgenrot, dass Du Dir Zeit genommen hast, den Text zu lesen und zu kommentieren.
Lieben Gruß
Eva