Weihnachtszeit und ein paar Geburtstage sorgen in der dunklen Jahreszeit dafür, dass es bei uns einige gemütlich familiäre Treffen gibt. Wenn drei Generationen an einem Tisch sitzen wird natürlich viel aus dem Nähkästchen geplaudert, über lang vergangene Zeiten berichtet und das ein oder andere „Schätzchen“ ausgegraben. Und was liegt näher – wenn man mit mehreren ambitionierten Köchen, Bäckern und Grillern bei gutem Essen und Trinken zusammensitzt – als mal einen Blick in Uroma Agnes‘ Kochbuch zu wagen.
„Erprobte Rezepte“ – ein Büchlein der Maggi-Gesellschaft, Ausgabe Berlin W 35 – …
… sieht aus, wie gut genutzte Kochbücher auszusehen haben …
… etwas speckig, fleckig und abgegriffen. Als Lesezeichen für besonders beliebte Rezepte verwendete unsere Uroma Agnes vierblättrige Kleeblätter – na das hat doch was, denn für uns ist dieses in altdeutscher Schrift geschriebene Kochbüchlein nicht nur rezeptmäßig eine Fundgrube, sondern natürlich Erinnerungsstück sowie interessantes Zeitdokument.
So gibt es ein extra Kapitel zur Krankenkost mit Haferschleim- oder Gerstensuppe, und die fürsorgliche, nicht im Wohlstands-Überfluss lebende Hausfrau der „Zwischenkriegs“-Generation erhält Ratschläge, wie man Suppen verlängert – wobei natürlich die Maggi-Würze in keinem Rezept fehlen darf.
Bereits im Buchtitel spiegelt sich das Frauenbild der damaligen Zeit wider und auch das Vorwort lässt keine Zweifel, welche Rolle der stolzen Hausfrau und Besitzerin dieses Werkes zugedacht war. So wurde ihr denn auch gleich zu Anfang folgender Sinnspruch mit auf den HerdWeg gegeben:
Zürne nicht dem Morgen,
Der Müh und Arbeit gibt;
Es ist so schön zu sorgen
Für Menschen, die man liebt.
Nun gut, dann mal sehen ob meine von mir geliebten Menschen mich noch mögen werden, wenn ich sie
unter Verwendung nur solcher Zutaten, die im Haushalt meist vorhanden oder je nach Jahreszeit reichlich zu haben sind
zukünftig mit Speisenzubereitungen nach diesem Rezeptbuch umsorge – fangen wir direkt mal mit Hafer- oder Graupenschleimsuppe an … neee, Spaß beiseite … aber Rezepte wie verlorene Eier in Senfsoße, diverse Eintopfgerichte, Sauerbraten und Vanillepudding (Kartoffelmehl- bzw. Stärkepudding) aus Uromas Küche wecken Kindheitserinnerungen und die werde ich nach und nach mal wieder aufleben lassen.
Am Erfolg oder Misserfolg lasse ich Euch dann sicher lesekulinarisch teilhaben.