Erdmöbel Kulturkirche Köln Künstler Live Review

Adventssingen in der Kulturkirche – mit Erdmöbel

Dass wir an einem Freitagabend im Advent ohne nennenswerten Stau über die A4 und Zoobrücke  in Köln-Nippes ankamen, war ein kleines Wunder. In Köln-Nippes (fast) keinen Parkplatz zu finden, war dagegen der ganz alltägliche städtische Wahnsinn. Und damit komme ich auch zur Warnung vorweg: Kulturkirchenbesucher sollten wenn möglich auf den ÖPNV zurückgreifen. Bei unvermeidbarer Anreise mit dem Pkw rechnet Ihr besser ausreichend Zeit für die Parkplatzsuche und einen längeren Fußweg mit ein, denn die engen Einbahnstraßen rund um die Kirche sind mittels „beeindruckender“ Bremsschwellen verkehrsberuhigt. Mit Rücksicht auf die Anwohner solltet Ihr diesen Bereich also meiden; das schont Nerven – Eure und die der Anwohner – ebenso wie die Stoßdämpfer. ;-) Und dieser Veranstaltungsort ist auf jeden Fall auch einen „längeren Pilgerweg“ wert … sogar wenn es Bindfäden regnet, wie an jenem Abend.

Kulturkirche Köln (Lutherkirche Köln-Nippes)

Die Lutherkirche in Köln-Nippes ist nur nebenberuflich ein Musentempel; es handelt sich also nicht um eine im Zuge von Kirchenschließungen umgewidmete Kirche sondern um die Heimat der rührigen evangelischen Gemeinde Nippes. Es sind sehr viele Eindrücke, die das Flair dieses Ortes ausmachen. Zum einen ist allein der reizvolle Kontrast zwischen mehr als hundert Jahre alter neogotischer Backstein-Architektur, kirchlicher Einrichtung und moderner Technik – insbesondere den Lichteffekten – ein Augenschmaus.

Zum anderen beeindrucken mich neben den effektvollen optischen Reizen vor allen Dingen die Akustik dieses Ortes mit großem Klangvolumen – ein klarer und satter Sound bei angenehmer Lautstärke. Genau der richtige Ort für ein Konzert für alle Sinne.

Gegen Durst und Hunger gab es zu angemessenen Preisen eine überschaubare Getränkeauswahl sowie Laugenbrezeln – gut und vollkommen ausreichend. Ein außergewöhnlich fröhlich-freundliches Team sorgte neben Sicherheit, guter Organisation und Bewirtung auch noch für das wohlige Gefühl, willkommen zu sein – was leider nicht bei allen Veranstaltungsorten so selbstverständlich anzutreffen ist.

Die Veranstaltungsbesucher fanden sitzend Platz auf den alten Kirchenbänken oder konnten das Konzert stehend in den Seitenflügeln sowie im hinteren Bereich der Kirche erleben. Weil wir Plätze in einer bestuhlten Sitzreihe fanden, mag ich nicht beurteilen, ob die mit Sitzpolster belegten Kirchenbänke wirklich so unbequem sind, wie ich es ein paar mal im Netz lesen konnte. Das teste ich dann beim nächsten Mal. ;-) Auf jeden Fall lässt es sich in Kirchenbänken sehr schön nah zusammenrücken, wie Pfarrer Thomas Diederichs anmerkte, bevor er die Bühne für Anne Haight freigab.

Support: Anne Haight – Liebe auf den zweiten Ton

Vor dem Konzert hatte ich natürlich auch über die „Vorgruppe“ recherchiert. Anne Haight!? Das ist ein Duo bestehend aus besagter Anne Haight (Gesang, Gitarre) und Kirstin Kroneberger (Bratsche, Gesang). Die Videos, die ich entdecken konnte, fand ich nicht schlecht, aber so richtig zündete der Funke nun nicht. Ich fand’s etwas blass. Aber erste Eindrücke können täuschen – so auch in diesem Fall.

Weil Kristin Kroneberger auf der Fahrt Richtung Köln irgendwo in der Eifel auf der Strecke blieb (wo auch sonst!),  erschien Anne Haight dann nur als halbes Duo auf der Bühne und konnte dennoch überzeugen – eine zarte Frau mit Gitarre und starker Stimme füllte mit sechs selbstkreierten gefühlvollen Folk-Pop-Songs den Kirchenraum bis unter die Kuppel. Das war eine wohlklingende halbstündige Einstimmung auf das was folgen sollte und gefiel nicht nur mir sehr gut.

Und das macht natürlich neugierig auf das vollständige Duo mit Bratschistin. Vielleicht ergibt sich ja noch mal eine gute Gelegenheit.

Erdmöbel live:  Weihnachtslieder in der Kulturkirche – 14.12.2012

Über Erdmöbel und ihre Musik habe ich schon einiges im Blog geschrieben, z. B. hier und hier. Seit 2008 begleitet uns ihre Musik und sie ist eine der Bands, die in unserer Familie generationsübergreifend gehört wird.

Erdmöbel hatten bereits im Newsletter ein weihnachtliches Konzert angekündigt. Und mit Betreten des Kirchenraumes wurde klar: Sie meinen es ernst! Auf der Videoleinwand prangte mehr als deutlich: Erdmöbel – Weihnachtslieder. Die Bühne und alle Instrumente sowie sonstiges Equipment waren überaus festlich mit güldenen Weihnachtskugeln und hunderten oder gar tausenden Lichterketten geschmückt. Auch die Band, die sonst gerne in biederer aber schrill farbiger Kleidung auftritt, zeigte sich feierlich dezent in Braun- und Goldtönen.

Wer das Werk der Band kennt, weiß glaubte zu wissen, dass sie in den vielen Jahren ihres gemeinsamen Schaffens bislang nur 6 Weihnachtslieder

  • Erster, erster
  • Lametta
  • Weihnachten (ist mir doch egal)
  • Muss der heilge Nikolaus sein
  • Der letzte deutsche Schnee
  • Fräulein Frost

veröffentlicht haben und machte sich natürlich Gedanken, ob sich damit ein abendfüllendes Konzertprogramm auf die Bühne bringen ließe … ??? Würden wir auf all die wundervollen anderen Titel verzichten müssen? Fragen über Fragen, auf die Markus Berges direkt zu Beginn des Auftritts eine beglückende Antwort wusste.

Denn bei genauem Hinhören ließe sich nämlich sehr wohl feststellen, dass es bei allen Erdmöbel-Kompositionen (bis auf eine, die sie aber dennoch spielten) einen engen Bezug zu Weihnachten gäbe. Und das stellte die Band dann auch sogleich unter Beweis. In großem Vertrauen auf die Sangesfreude und Textsicherheit des kunterbunt gemischten Kulturkirchen-Chores starteten sie mit dem Weihnachts-„Lied über gar nichts“ und sie wurden nicht enttäuscht. Mit großer Dynamik und ohne vorherige Probe warf das Kölner Publikum den schwierigen Refrain zurück auf die Bühne – Heimspiel halt eben und Start in einen sehr vergnüglichen Weihnachtsliederabend. Mr. Christmas, alias Wolfgang Proppe, sorgte an den Tasten und mit Regieanweisungen an die Lichttechnik für die besonders stimmungsvollen Momente.

Und natürlich wurden auch die oben bereits erwähnten sechs Weihnachtstitel mit Unterstützung von Anne Haight angemessen gewürdigt – darunter gleich mehrere Uraufführungen. Nicht alles hat halt so einen langen Bart, wie der Nikolaus, der im Überfallkommando hereingeschneit kam.

Nach zweieinhalb Stunden mit mehreren Zugaben, war dieses Fest für Augen, Ohren, Stimmbänder und Seele zu Ende. Nicht, dass das Repertoire der Band bereits erschöpft gewesen wäre – nein, das noch lange lange nicht. Doch auch bei Weihnachtskonzerten sollten Wünsche offen bleiben … bis zu einem nächsten Konzert …

Und wenn ich mir dieses Jahr zu Weihnachten ausnahmsweise mal etwas wünsche, dann ist es ein Konzert am selben Ort mit denselben Musikern irgendwann im nächsten Jahr …

5 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Gudrun sagt:

    Dir hat es wirklich gefallen, liebe Eva. Das spürt man mit jeder Zeile, die du geschrieben hast. Ich freue mich auf den Bericht, wenn du das zweite Konzert besucht hast, irgendwann im nächstem Jahr.
    Liebe Grüße von der Gudrun.

    1. Eva sagt:

      Nicht nur mir hat es gut gefallen, liebe Gudrun. Das gesamte Publikum zeigte sich sehr sangesfreudig – sogar drei- bis vierstimmig – und in den Seitenflügeln der Kirche wurde zum Teil sehr ausgelassen getanzt.

      Ob mein spezieller Konzertwunsch erfüllt wird bezweifle ich allerdings. Die Erdmöbel machen sich gerne mal rar. Aber das Programm der Kulturkirche ist vielfältig … und es wäre doch gelacht, wenn sich da nicht noch etwas anderes passendes für meinen Kulturnerv finden lässt.

      Liebe Grüße
      Eva

  2. Treibgut sagt:

    Wie immer hast du den Besuch schön dokumentiert. Die Band tut mir nicht weh, ich finde die Musik aber zu poppig-liedermachermäßig, um sie in mein Herz zu schliessen.

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